Domestizierte Natur ist das Bildthema von Philippa Jasper in dieser Serie. Dabei bemerkt man die Künstlichkeit erst auf den zweiten Blick. Denn fast beiläufig entdeckt man die Versatzstücke der zivilisatorischen Existenzbedingung der offensichtlich so wild wuchernden Pflanzenwelt in den Gewächshausbildern: elektrische Leuchtkörper, Scheinwerfer, Infrarotlampen. Was wie natürlich aussieht, ist also bewusst inszeniert. Es entsteht ein Widerspruch zwischen sich ungebunden entfaltender Natur und der in einen Rahmen zwängten Fauna und Flora. (…)
Natur als klassisches Thema bietet der Malerei vielfältige Möglichkeiten, da es nicht darum gehen kann, ein bloß kunstfertiges Trompe l’oeil zu schaffen. Diese Freiheit nutzt die Künstlerin. Die verschlungen Pflanzenwelt ist zugleich ein „Mal-Dschungel“, der im Detail alle malerischen Möglichkeiten auskostet und im Ganzen eine atmosphärische Dicht schafft. (…)
Sie (die Werke) sind im Mantel einer klassischen Naturmalerei kritisch sowohl gegenüber der zivilisatorisch gezähmten Natur wie auch kritisch gegenüber den Forderungen an die Malerei, ein Naturäquivalent zu sein. Malerei ist Malerei und Natur ist Natur - diese Erkenntnis wird aber vermittelt über eine Kunst, die sich die Natur zum Motiv genommen hat. aus: Malerei 07.Philippa Jasper. Hrsg. (Kunstakademie Münster, LWL, Kunstverein Siegen, 2007